Proviant-Magazin
Historische Rarität
Mit dem ehemaligen Proviant-Magazin wartet Mainz sowohl in architektonischer als auch in historischer Hinsicht mit einer Rarität auf. Es ist ein steinerner Zeuge der Zeit des Deutschen Bundes (1814-1918), als Mainz eine der wichtigsten Festungsstädte war.
Dem Proviant-Magazin kam, wie der Name vermuten lässt, eine besondere Bedeutung zu: Der fast hundert Meter lange Bau diente mit 5.000 Quadratmetern Schüttfläche als Getreidespeicher zur Versorgung in Mainz stationierter preußischer und österreichischer Garnisonen.
Wo einst Korn lagerte, treffen sich heute Mainzerinnen und Mainzer sowie Gäste der Stadt auf einen Kaffee oder zum Essen, lassen sich unabhängig der Jahreszeit von der Fassenacht verzaubern. Oder sie tauchen ein in die herrlich-satirische Welt des Kabaretts.
Proviant-Magazin auf einen Blick
Zahlen, Daten, Fakten
Errichtet: 1863 bis 1867
Bauherr: Deutscher Bund
Stil: Klassizismus
Historisches
Nach dem Ende der französischen Besatzung 1814 wurde Mainz dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt angegliedert und dem Deutschen Bund unterstellt. In dieser Zeit, 1814-1918, war Mainz eine der wichtigsten Festungsstädte. Ihr kam eine wesentliche Bedeutung als westliche Grenzbefestigung gegenüber Frankreich zu. Die Garnison, die man nun angelegte, bestand aus preußischen und österreichischen Truppen, den beiden führenden Mächten des Deutschen Bundes.
Eine rege militärische Bautätigkeit setzte ein, um Mainz als „Bollwerk Deutschlands" auszubauen. Die Kreuzschanze und die Befestigung auf dem Hartenberg wurden errichtet. Später folgten die Forts Bingen, Gonsenheim und Marienborn, die Reduitkaserne in Kastel und das Proviant-Magazin.
Vor allem der Bau des Magazins war wichtig, denn es fehlte an Lagermöglichkeiten für Lebensmittel für die stationierten Soldaten. Allein schon in Friedenszeiten mussten 7.000 Mann der Bundestruppen versorgt werden. In Kriegszeiten verdreifachte sich dieses Zahl annähernd auf 20.000.
Mit dem Bau des Proviant-Magazins 1863 bis 1867 schuf der Deutsche Bund auf sieben Stockwerken knapp 5.000 Quadratmeter Schüttfläche für Getreide. Damit das Proviant-Magazin selbst möglichen Bombardements von Kanonen standhielt, stattete man den Bau mit vier trutzigen Ecktürmen aus rotem Sandstein aus. Auch die Gewölbedecken sind mächtig, an ihrer schwächsten Stelle sind sie mehr als einen Meter dick.
Der Ernstfall trat jedoch nie ein. Denn kurz vor der Fertigstellung besiegte Preußen Österreich 1866 in der Schlacht bei Königsgrätz und kehrte als alleinige Bundesmacht nach Mainz zurück. Die Stadt wurde für sechs Jahre eine Festung Preußens, bis sie nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870 bis 1871 ihren Charakter als Grenzstadt verlor. Zum Zeitpunkt der Übergabe war das Proviant-Magazin noch nicht einmal fertig gestellt. Damit und mit dem um 1900 erfolgten Bau des "Neuen Proviantamts" an der Rheinallee, verlor das alte Proviant-Magazin seine ursprüngliche Bedeutung.
Ideen zur Nutzung
Manche Überlegungen wurden seither angestellt, wie man das riesige Festungsgebäude mitten in der Stadt nutzen könnte. So gab es in den 1920er-Jahren den Plan, es zu einem Hallenbad umzubauen oder als Lichtspielhaus zu nutzen. Umgesetzt wurde keiner dieser Pläne. 1930 wurde es zum Abriss freigegeben, dazu kam es in den darauffolgenden Jahren dann aber doch nicht.
Zweiter Weltkrieg
Der Kriegsbau, der nie dem Krieg gedient, geschweige denn durch die Weltkriege Schaden davon getragen hatte, stand somit Jahrzehnte lang leer. Zwischenzeitlich nutzte ihn die französische Besatzungsarmee.
Architektur
Der über 100 Meter langgestreckte Bau aus rotem Sandstein mit vier trutzigen Ecktürmen besitzt an seinen Stirnseiten zur Münsterstraße und zur Schillerstraße hin jeweils ein Rundbogenportal. Ebenfalls auffällig sind seine Rundbogenfenster in Anlehnung an die italienische Renaissance. Über dem Eingang an der Schillerstraße sind das Wappen des Deutschen Bundes und die Inschrift „Proviant-Magazin" angebracht.
Heute
In den Jahren 2000 bis 2004 führte die Wohnbau Mainz GmbH grundlegende Sanierungen und Umbauarbeiten durch.
Sie schuf damit die Voraussetzung für eine Wiederbelebung des mächtigen Baus: Das Proviant-Magazin dient seitdem nicht nur als Wohnquartier für den gehobenen Anspruch. Es freut sich auch über Gäste. Ob in den Räumen des Fastnachtsmuseums, des Deutschen Kabarettarchivs oder in dem Gastronomiebetrieb.