Mainzer Sand
In Mitteleuropa gibt es keine andere Region, die auf so engem Raum so reich an Besonderheiten ist, an Zeugnissen einer mehrtausendjährigen, außergewöhnlichen Naturgeschichte. Die Landschaft des Mainzer Sandes entstand vor etwa 10.000 Jahren und ist damit relativ jung. Durch den Flugsand, der aus dem kiesigen Flussbett des Rheins ausgeblasen wurde, bildeten sich Dünen. Durch das Aufkommen von Gehölzen, wurden diese festgelegt und damit war die Dünenbildung im Wesentlichen abgeschlossen. Die Landschaftsform, die hierbei entstand, ist sehr selten, da es sich hierbei um Binnendünen handelt. Durch den lichten Bewuchs und den Eingriff des Menschen, der immer wieder freie Stellen schuf, konnten auch weiterhin Verlagerungen stattfinden, sodass die jüngsten Dünenaufwehungen kaum älter als etwa 50 Jahre sind. Und genau diese ständigen Umlagerungen sind ein entscheidender ökologischer Faktor, der die außergewöhnliche Tier- und Pflanzenwelt bestimmt.
Die Pflanzenwelt des Mainzer Sand ist international bekannt. Eine Vegetation, deren Verbreitungsgebiete heute weit im Osten beziehungsweise im Süden liegen, konnte sich hier aufgrund der standortbedingten Besonderheiten etablieren. Das trockene Regionalklima und der Sand bieten keine günstigen Voraussetzungen für eine Bewaldung und der Mensch dämmte durch seine Nutzung die Ausbreitung der Gehölze ebenfalls ein. So konnten sich licht- und wärmebedürftige Pflanzen, die eher im Orient und Okzident vorzufinden sind, behaupten und heimisch werden. Mit den Pflanzen siedelten sich auch Tiere an, die man ansonsten nur selten antrifft und die auf die Vegetation angewiesen sind. Viele der vorkommenden Arten stehen unter Naturschutz und kommen in Deutschland nur sehr selten vor.
Auch für die Naherholung ist dieses Gebiet wichtig, da der Mainzer Raum dicht besiedelt ist. Die Wege, die durch den Mainzer Sand führen, laden zu ausgedehnten Spaziergängen oder ausdauerndem Joggen ein.
Doch hier kommt es zu Problemen: Werden die Wege verlassen, kommt es zu Trittbelastungen der empfindlichen Flächen. Der Querfeldein-Lauf beeinträchtigt Kleintiere und zerstört nicht nur durch bloßes Niedertreten oder Umknicken die ursprüngliche Vegetation, er fördert auch Pflanzen, denen diese Beeinflussung nichts ausmacht. Dadurch kann es zu einer Verdrängungswirkung der angestammten Pflanzen kommen, die entstehende Verdichtung erschwert zudem die Keimung.
Ein anderes Problem ist die Lärmbelästigung, die sich vor allem auf die Vogelwelt auswirkt. Durch sie sind in den letzten Jahrzehnten schon mehrere Vogelarten aus dem Gebiet verschwunden.
Ein weiteres, nicht unerhebliches Problem ist die Veränderung der chemischen Bodeneigenschaften. Vor allem die Anreicherung von Stickstoff führt zu einem Aufwuchs gebietsfremder Arten. Normalerweise ist der herrschende Sandboden extrem nährstoffarm, sodass die spezialisierten Arten hier wachsen können. Durch den Mangel an Nährstoffen und den trockenen Bedingungen sind sie klein und wachsen langsam. Wird jedoch, vor allem Stickstoff, in die Flächen eingetragen, können auch großblättrige und wüchsige Pflanzen keimen und verdrängen so die angestammte Vegetation.
Um das Gebiet und die darin heimische Flora und Fauna zu schützen, bitten wir Sie deswegen, auf den gekennzeichneten Wegen zu bleiben. Bitte lassen Sie Ihren Hund nicht frei laufen und entfernen Sie Hinterlassenschaften Ihres Vierbeiners. Die Tier- und Pflanzenwelt wird es Ihnen danken!