Sexismus
Sexismus: ein Begriff - viele Erscheinungsformen
Es dürfte wohl nur wenige Frauen geben, die noch nie in ihrem Leben eine Form von Sexismus und Frauenfeindlichkeit erlebt haben. Dabei ist der Kampf gegen Diskriminierung, gegen Übergriffe, Abwertung, Herabwürdigung oder Benachteiligung aufgrund des Geschlechts so alt wie die Frauenbewegung selbst. Schon die Erste Frauenbewegung im 19. Jahrhundert wusste genau, was Sexismus ist, auch wenn das Wort noch völlig unbekannt war.
Bei Sexismus, egal ob es sich „nur“ um eine der typischen „blöden“ Bemerkungen handelt oder um eine extreme Form des verbalen (auch virtuell geführten) Angriffs, geht es immer um eine Machtfrage. Sexismus soll Frauen in ihre Schranken weisen, sie klein halten, sprachlos machen.
Eine im Oktober 2019 veröffentlichte Pilotstudie, die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführt wurde, belegt, wie alltäglich Sexismus in all seinen Erscheinungsformen ist.
Öffentliches Engagement gegen Sexismus
Mit Öffentlichkeit gegen Sexismus und Frauenfeindlichkeit vorzugehen, ist Teil der Geschichte der Frauenbewegung. Schon Jahrzehnte vor #MeToo gab es (weltweit) große und kleine Aufschreie. Auch das Frauenbüro hat in den mehr als drei Jahrzehnten immer wieder Sexismus und Frauenfeindlichkeit zum Thema gemacht. Genauso wie viele andere (Mainzer) Organisationen und Einrichtungen.
Kampagne LAUT♀STARK
Zu den jüngeren Beispielen aus dem langen Kampf gegen Sexismus und Frauenfeindlichkeit in allen Erscheinungsformen gehört die 2019 von vom rheinland-pfälzischen Frauenministerium gestartete Kampagne LAUT♀STARK.
Mitgetragen wird die Kampagne von Botschafterinnen und Botschaftern aus ganz unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Dazu gehört auch Oberbürgermeister Michael Ebling.
„Männlichkeit entscheidest Du“
Für den Frauennotruf ist es ein grundlegendes Anliegen, Gewalt gegen Frauen und Sexismus in der Gesellschaft zu bekämpfen und betroffene Frauen durch Solidarität und Stellungnahmen zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund ruft der Frauennotruf Mainz jetzt unter dem Hashtag #männlichkeitentscheidestdu Männer dazu auf, patriarchale Rollenmuster zu reflektieren und für ein positives selbstbestimmtes Männlichkeitsbild einzustehen. Die Kampagne kann auf dem Instagram-Account des Frauennotruf Mainz angesehen, kommentiert und weiterverbreitet werden.
Bündnis "Gemeisam gegen Sexismus"
Das Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ ist ein Baustein der bundesweiten Initiative „Stärker als Gewalt“. Die Bündnispartnerinnen und -partner bekennen sich dazu, die Bekämpfung von Sexismus als Aufgabe aller gesellschaftlichen Kräfte anzuerkennen und Sexismus sowie sexualisierte Gewalt in all ihren Erscheinungsformen zu verhindern und zu beenden. Die Bekämpfung von Sexismus geht nur gemeinsam. Es braucht starke gesellschaftliche Bündnisse, die einen Kulturwandel in Unternehmen, in Organisationen, in staatlichen Stellen und in der Gesellschaft bewirken. Die EAF Berlin (Europäische Akademie für Frauen) hat außerdem Handreichungen im Rahmen der Dialogforen gegen Sexismus in Zusammenarbeit mit zahlreichen Organisationen und Personen aus Wirtschaft, Politik, Medien, Kultur und Zivilgesellschaft entwickelt. Für die Landeshauptstadt Mainz hat Oberbürgermeister Michael Ebling unterzeichnet.
Catcalls of Mainz
Pfiffe, ungewollte Kommentare oder anzügliche „Komplimente“ – (sexuelle) Belästigung hat viele Gesichter. „Catcalls of Mainz“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Erlebnisse, wörtlich genommen, auf Straßenpflaster anzukreiden. Grundsätzlich geht es um das Kommentieren von Äußerlichkeiten im Vorbeigehen. Das macht Catcalling aus.
Gleichstellungs- und Frauenministerinnenkonferenz
Auf Initiative von Rheinland-Pfalz hat sich 2019 die Gleichstellungs- und Frauenministerinnenkonferenz (GFMK) auf ihrer 29. Sitzung noch einmal deutlich gegen Sexismus und Frauenfeindlichkeit positioniert. Auch die vorangegangenen Beschlüsse der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen mit ähnlicher Intention sind hier nachzulesen.
Sexualisierung im Alltag
Auch die fast überall sichtbare Sexualisierung weist Frauen (und nur selten Männern) einen Objektstatus zu. Sexualisierung ist nicht immer mit Herabwürdigung oder Diskriminierung verbunden, doch der Grat zwischen Sexualisierung und Sexismus ist sehr schmal.
...in der Mode
Die Modeindustrie will vor allem eins: Verkaufen! Dabei bedient sie sich überkommener Stereotype und Klischees: mit verniedlichenden Schnitten und Mustern für die erwachsene Frau, viel Rosa für kleine Mädchen und manch aufreizendem Detail beim Outfit für jugendliche Mädchen.
Stereotype werden auch gerne bemüht, wenn auf scheinbar humorvollen Statement T-Shirts mit Aufdrucken wie etwa "In Mathe bin ich Deko" Frauen nicht für voll genommen und diskriminiert werden.
In der Modebranche selbst werden diejenigen, die die Ware an die Frau bringen sollen, selbst zur Ware. Selbst die schönste Schönheit ist der Industrie nicht schön genug. Gesichter werden zu Masken und Körper zu Hüllen, bei denen jede Pore perfekt ist. Fernab von einem angemessenen Stellenwert als Kollegin, Angestellte oder Geschäftspartnerin rangieren die Models als die "Mädchen".
„Wie freizügig läuft die denn bitte rum!" Frauen werden oftmals für ihre Kleidung, Schminke oder ihr Verhalten verurteilt – nicht nur von Männern, auch von anderen Frauen. Was unter dem Deckmäntelchen der harmlosen Lästerei erscheint, fördert die sexistische Einstellung der Gesellschaft. Schlagwort: Slutshaming. Denn es gibt keine „provokante“ Kleidung, egal was Frau trägt. Keine Frau ist selbst dafür verantwortlich, dass sie beleidigt oder ihr Körper sexualisiert wird. Kleidung – egal wie freizügig - wird nie eine Rechtfertigung für einen Angriff bzw. Übergriff sein. Gegen diese Täter-Opfer-Umkehr (Englisch: „Victim-Blaming“), kämpft zum Beispiel die feministische Bewegung „SlutWalk".
...in der Musikindustrie
...im Sport
Gar nicht sportlich geht es für Frauen im Sport zu. Das fängt damit an, dass unter den 100 bestbezahlten AthletInnen keine einzige Frau steht und geht damit weiter, dass dem Frauensport gerade mal 15 Prozent der Sendezeit in der Sportberichterstattung zugestanden wird. Dabei steht oft nicht ihre sportliche Leistung im Mittelpunkt sondern ihr Leben außerhalb des Sports.
Auch vor dem Sport macht die zunehmende Sexualisierung nicht halt. Sie hat ihm sogar eine neue Wortschöpfung beschert. Sporno heißt sie und meint den Trend, Sportlerinnen als Sexualobjekte zu inszenieren: Da konzentriert sich die mediale Aufmerksamkeit auf die vermeintlich attraktivsten von ihnen, da werden Sportlerinnen zu halbnacktem und aufreizendem Anschauungsmaterial in „Herrenmagazinen“, da gibt die Kleiderordnung Maße vor, die möglichst „tiefe Einblicke“ darbieten soll und auf dem bisschen Stoff, den die Sportlerinnen noch tragen, prangt dann manches Mal auch noch ein sexistischer Spruch übelster Sorte: "prachtregion" beispielsweise als Aufschrift auf dem Hosenboden von Volleyballbundesligistinnen.
Sexismus in der Werbung
Die Ware Frau
Merkmal: frauenfeindlich und sexistisch
Merkmal: frauenfeindlich und sexistisch ist Werbung,
- wenn Sie kaum unterscheiden können, ob das Produkt oder die Frau zu haben ist;
- wenn die Wortwahl und/oder das Bildmotiv Frauen zu Objekten herabwürdigt;
- wenn Frauenkörper bloßer Blickfang sind;
- wenn Frauen auf ein Klischeebild reduziert werden;
- wenn Frauen in unterwürfiger Pose dargestellt werden;
- wenn Bilder und Texte eine „ideale“ Frau kreieren.
Wie Sie sich gegen frauenfeindliche Werbung wehren können
Beschwerde an den Deutschen Werberat
Schreiben Sie eine Beschwerde an den Deutschen Werberat, das Selbstkontrollorgan des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft und fordern Sie den Werberat auf, die betreffende Werbekampagne zu rügen. Schildern Sie in Ihrem Beschwerdeschreiben, warum die Werbung frauenfeindlich ist. Auch wenn Beschwerden beim Deutschen Werberat nicht unbedingt Aussicht auf Erfolg haben, ist es notwendig, das Kontrollorgan ständig darauf aufmerksam zu machen, dass sexistische und frauenfeindliche Werbung keine Geschmacksfrage ist, sondern Frauen herabwürdigt.
Die Anschrift:
Deutscher Werberat
Weidendamm 1A
10177 Berlin
Telefon: +49 30 59 00 99-700
Telefax: +40 30 59 00 99-722
werberatwerberatde
www.werberat.de
Informieren Sie uns als Frauenbüro über Plakatierungsaktionen mit frauenfeindlicher Werbung - und schließen Sie sich mit anderen zusammen, um einen gemeinsamen Protest zu formulieren.
Beschwerde an die werbetreibende Firma
Beschwerde an die für die Außenwerbung in Mainz zuständige Firma
Richten Sie Ihren Protest an die Ströer AG DSM Deutsche Städte Medien GmbH, wenn es sich um Werbeflächen handelt, die von dieser Firma bedient werden. Das trifft in Mainz auf Plakatwerbung an Haltestellen, Litfaßsäulen und anderen Großflächen zu.
Die Anschrift:
Ströer Deutsche Städte Medien GmbH, Region Süd-West, Kastor Tower, Platz der Einheit 1, 60327 Frankfurt a.M., Telefon 069 989 397 2500
Oder richten Sie Ihre Beschwerde an die Konzernzentrale direkt:
Ströer SE & Co. KGaA, Konzernzentrale, Ströer-Allee 1, 50999 Köln, Telefon 02236 - 9645-0, Fax: 02236 - 9645 - 299, E-Mail: infostroeercom
Information an das Rechts- und Ordnungsamt
Vorkontrolle als KonsumentInnenschutz und Angebot des Deutschen Werberates
Der Deutsche Werberat hat einen deutlichen Anstieg der Beschwerden gegen frauenfeindliche Werbung registriert. In Kooperation mit den Industrie- und Handelskammern sowie dem Deutschen Frauenrat wird der Deutsche Werberat jetzt aktiv. Vorkontrolle als KonsumentInnenschutz und Angebot an die Wirtschaft Um wirksamer gegen diskriminierende Werbung vorzugehen, wurde die Möglichkeit einer so genannten „Vorkontrolle“ für die Werbebranche eingeführt. Ab Mai 2009 können produzierende Unternehmen, Handel und andere Branchen des Dienstleistungssektors ihre Werbung vor Veröffentlichung in den Medien vom Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) auf ihre Vereinbarkeit mit selbstdisziplinären Regeln und Rechtsvorschriften prüfen lassen. Dieses Angebot an die Wirtschaft soll dazu beitragen, BürgerInnen vor Entgleisungen der Wirtschaftswerbung und Firmen vor teuren Imageschäden zu bewahren.
Informieren Sie uns als Frauenbüro über Plakatierungsaktionen mit frauenfeindlicher Werbung - und schließen Sie sich mit anderen zusammen, um einen gemeinsamen Protest zu formulieren.
Ausstellung Sexismus in der Werbung
Ausstellung "Sexismus in der Werbung"
Die Ausstellung "Sexismus in der Werbung" wurde als Wanderausstellung vom Referat für Geschlechterpolitik der Universität Potsdam erstellt. Im Mittelpunkt stehen 100 ausgewählte Werbesujets, die ganz offen oder auch versteckt mit sexistischen, frauenfeindlichen, homophoben und auch rassistischen Botschaften arbeiten. Die Ausstellung wurde von jungen Frauen und Männern konzipiert und zeigt damit, dass der Kampf gegen Sexismus, Frauenfeindlichkeit und Rollenstereotype auch von einer neuen Generation geführt wird.
Das Frauenbüro hat die Ausstellung vom 3. Februar bis 17. März 2012 ins Mainzer Rathaus geholt.