2013-2018 Inhaltliche Neuausrichtung, Architektenwettbewerb 2015, Bürgerentscheid
2013-2014: Das Szenografiekonzept - ein innovatives Museumskonzept
Auf Initiative des Gutenberg-Museums wurde 2013-2014 eine umfassende Ist-Analyse der musealen Infrastruktur durchgeführt. Diese Analyse bildete die Basis eines Szenografiekonzepts, das in Kooperation mit dem Stuttgarter Atelier Brückner erarbeitet wurde. Der innovative Plan für ein zukunftsfähiges Museum benannte bauliche und inhaltliche Mängel sowie neu erarbeitete Vorschläge für die nachhaltige Neupräsentation der Dauerausstellung und einen zeitgemäßen Museumsbetrieb. Um den Ruf eines Weltmuseums für Druckkunst zu behaupten, bedarf es grundlegender Erneuerungen sowohl im Hinblick auf die bauliche Situation als auch auf die Ausstellungsgestaltung und die inhaltliche Weiterentwicklung unter Einbezug des 21. Jahrhunderts.
Ziele des Szenografiekonzepts
Verbesserung der Eingangssituation: Neue Fassade zum Liebfrauenplatz als attraktives und einladendes Gesicht des Museums (sog. „Adressbildung“) – neue Wahrnehmung und optimierte Besucherführung
Schaffung eines repräsentativen, geräumigen Foyer-Bereichs mit besucherfreundlicher Infrastruktur und echter Barrierefreiheit
Schaffung eines „Gutenberg-Quartiers“ als zusammenhängende Funktionseinheit, inklusive eines neuen Gutenberg-Forums mit variabel nutzbarem Vortrags- und Veranstaltungssaal, für museale und externe Zwecke nutzbar
Erweiterte und neu strukturierte Dauer- und Sonderausstellungsflächen und -bereiche mit variablen Raumfolgen, die eine spannende Zeitreise durch die Geschichte von Buch, Druck, Schrift und Medien erlauben, von den Wurzeln über unsere mediale Gegenwart bis zu Ausblicken auf zukünftige Entwicklungen
Gutenbergs Hauptwerk, die Gutenberg-Bibeln, als auratisch inszenierter Mittel- und Ausgangspunkt eines Netzwerks von Erzähl- und Entdeckerwegen, in angemessenem „Schatzkammer“-Bereich
Die Gutenberg-Bibliothek mir mehr als 91.000 Medieneinheiten wird zum „3. Ort“ mit neuer Wahrnehmung und Wertigkeit
Optimierung des Raumbedarfs und der Arbeitsbedingungen der Werkstatt für Buchrestaurierung
Bündelung der museumspädagogischen Bereiche zu einem Funktionsbereich mit entsprechender Infrastruktur: der „Druckladen“ mit Aktionen für Jung und Alt (angeleitet und begleitet von fachkundigem, meist ehrenamtlichem Personal), eine geplante Schauwerkstatt und ein neu zu schaffendes Kindermuseum (das erste in Mainz) für Kinder und Jugendliche, für Erkenntnisgewinn und lustvolles, kreatives Experimentieren
Ist-Analyse des Szenografiekonzepts
Öffentliche Service-Bereiche: Veraltete Empfangs- und Kassensituation / kein repräsentatives Foyer / mangelhafte Infrastruktur: Toiletten, Garderobe / Aufzüge veraltet und unterdimensioniert / veraltete Ausstattung und Technik / schlechte Anbindung
Dauerausstellung: Überkommene Dauerausstellung, getrennt in Abteilungen / „lebloser“ Maschinenpark / Tresorraum zu klein, unangemessen für die Highlight-Exponate mit den Gutenberg-Bibeln im Mittelpunkt
Technik (Klima, Licht, Medien): Überalterte Technik im ganzen Haus / unbefriedigende Beleuchtungssituation / moderne mediale Ausstattung fehlt
Sammlungen, Magazine, Lager: Unterirdische Magazine hochwassergefährdet / fehlende Abseiten, um beispielsweise Leervitrinen und Ausstellungszubehör zu lagern / fehlende angemessene Werkstatt für Haustechniker / Platzmangel Restaurierungswerkstatt
Szenografiekonzept des neuen Gutenberg-Museums
2015: Architekturwettbewerb
Auf der Basis des Szenografiekonzepts wurde 2015 ein EU-weiter Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Als Sieger ging am 19. Februar 2016 das Hamburger Architekturbüro DFZ Architekten hervor (Platz 2: Mäckler Architekten, Frankfurt a. M., Platz 3: Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart). Der Siegerentwurf sah im ersten Bauabschnitt ein eigenständiges Bauwerk mit unterirdischer Anbindung an das Ausstellungsgebäude (den sogenannten Schell-Bau) vor und war Teil des Gesamtkonzepts für ein „Museumsquartier“ („Gutenberg-Quartier“). Der im Volksmund als "Bibelturm" bezeichnete Neubau stellte den ersten Bauabschnitt dar. Er sollte als weithin sichtbares Schatzhaus mit hochwertiger Fassade aus einer Bronzelegierung aus Kupfer und Zinn die wertvollsten Exponate des Gutenberg-Museums beherbergen, darunter insbesondere die beiden Gutenberg-Bibeln. Für den Bibliotheksturm waren ein begehbarer Tresorraum sowie weitere Ausstellungsbereiche und eine Leselounge angedacht.