Haus an der Synagoge Mainz-Weisenau
Die Synagoge in Mainz-Weisenau aus dem 18. Jahrhundert, ist die einzige Synagoge in Mainz, die die Zeit des Nationalsozialismus und die Bombenangriffe überdauerte und das älteste noch erhaltene Gebäude in Weisenau
Besondere Orte, die der Stadt Identität geben, gilt es zu pflegen.
Der Förderverein für die Synagoge Mainz-Weisenau und die Landeshauptstadt Mainz haben Anfang 2019 gemeinsam mit dem Fachbereich Architektur der Hochschule Mainz unter der Leitung von Prof. Marc Grief einen Ideenworkshop für ein "Haus an der Synagoge Mainz-Weisenau" ausgelobt.
Dieser Ideenworkshop läutet eine erste öffentliche Diskussion über die zukünftige Entwicklung des Areals ein. In einem weiteren Schritt wird ein Architekten-Wettbewerb durchgeführt werden, wenn Bedarf und alle baurechtlichen Belange geklärt sind.
Eine Jury unter Mitwirkung der Stadt, der Architektenkammer und des Fördervereins ermittelte die Preisträger. Die ersten drei Arbeiten wurden im März 2019 feierlich ausgezeichnet. Mit einer Ausstellung in der Hochschule Mainz am Standort Holzhofstraße wurden die Arbeiten aller Teilnehmenden präsentiert und gewürdigt.
Beurteilung der drei Preisträgerarbeiten
3.Preis: Marius Druyen
Der Entwurf von Herrn Druyen zeichnet sich durch seine gestalterische Grundkonzeption aus, die es ihm ermöglicht, die schwierigen Randbedingungen des Grundstücks geschickt in einen formalen Gesamtzusammenhang zu stellen. Seine polygonal geschichteten Ebenen reagieren gleichermaßen auf die Synagoge wie auch auf die direkten Nachbarn. Das Vor- und Zurücksetzen der Ebenen wirkt spielerisch, obwohl jede Ausformung ihre funktionale oder gestalterische Berechtigung besitzt – mal als Eingang, mal als Vermittlung der nachbarlichen Gebäuderückseiten oder eben auch als hervortretendes städtebauliches Zeichen in der Flucht der Wormser Straße. Sogar der Veranstaltungssaal im rückwärtigen Teil des Grundstücks und die Einhausung der Mikwe werden in diese Systematik eingebunden und bilden damit ein erkennbares Ensemble.
Einzig die Gestaltung der Fassade löst nicht gänzlich das Versprechen ein, dass die baukörperliche Setzung verspricht: Fensteraufteilung und Farbigkeit lassen den Bezug zur Bauaufgabe und zum Ort ein wenig vermissen. Dennoch birgt der Beitrag von Herrn Druyen durch die geschickte Aufteilung der Räume im Inneren und den sehr sensiblen Umgang mit der Topographie ein hohes Maß an Klarheit und Effizienz und leistet damit einen wertvollen Beitrag für die Diskussion um diesen einzigartigen Ort.
2. Preis: Arne Müchler
Der Entwurf von Herrn Arne Müchler überzeugt durch seine Kompaktheit, indem er alle Funktionen in einem Baukörper zusammenfasst und somit der Synagoge ein Maximum an freier Fläche bietet. Außerdem gelingt es ihm gleich mit mehreren Mitteln, auf die besondere Bedeutung des Ortes hinzuweisen: Die asymmetrische Ausformung seines Dachs und das Hervortreten der Fassade aus der Flucht der Nachbarbebauung kündigen die Synagoge schon aus größerer Entfernung an und das Ablösen seines Baukörpers von der nordwestlichen Nachbarbebauung ermöglicht einen Blick auf die Synagoge, noch bevor das Gelände betreten wird.
Mit seiner abstrakten kupferfarbenen Fassade hebt sich der Entwurf von der Gestaltung der umgebenden Bebauung deutlich ab und unterstützt so die Signifikanz des Ortes. Zwar rückt die Außenhaut in ihrer Materialität etwas zu stark in den Vordergrund, doch der Baukörper in seiner Ganzheit wiederum schafft eine spannende gestalterische Interaktion mit der Synagoge mit attraktiven Blickbeziehungen, die durch eine Optimierung der Raumverteilung sogar noch verbessert werden können.
Auch wenn das Potential des großzügigen Außenraumes nicht immer ausgenutzt wird, so ist es Herrn Müchler dennoch gelungen, die Bedeutung der Synagoge und ihren Ort zu stärken und mit einer kraftvollen Geste in Szene zu setzen.
1. Preis: Timor Faruqui
Der Entwurf von Timor Faruqui besticht durch seinen sensiblen Umgang sowohl mit der Synagoge wie auch mit der unmittelbaren Umgebung. Die angemessen proportionierten Baukörper legen sich in respektvollem Abstand um die Synagoge und stellen sie damit ins Zentrum der Gesamtanlage. Durch die polygonale Ausformung der Baukörper wird gleichzeitig ein Spannungsfeld aufgebaut, das nicht nur attraktive Außenräume schafft, sondern gleichzeitig die Besonderheit der Synagoge und seiner künftigen Nutzung hervorhebt, ohne dabei den Maßstab der umgebenden Bebauung zu sprengen.
Mit der Reduzierung seiner Fassadengestaltung auf wenige Elemente und Materialien unterstreicht Timor Faruqui die skulpturale Behandlung seiner Baukörper und hebt sie dadurch unverwechselbar von der umgebenden Wohnbebauung ab. Sein Entwurf kann aber auch in seiner 3-dimensionalen Durcharbeitung überzeugen, indem er Räume mit vielfältigen Blickbeziehungen sowohl im Inneren wie auch nach außen anbietet und so die Kommunikation der Gemeinde auf subtile Weise fördert.
Insgesamt ist es Herrn Faruqui mit verblüffend einfachen Mitteln gelungen, einen Ort zu schaffen, der der Synagoge nicht nur ihren repräsentativen Stellenwert als jüdisches Gotteshaus zurückgibt, sondern sie gleichzeitig schützend einfasst und somit eine Atmosphäre der Gemeinschaft entstehen lässt.