Historische Straßennamen
Arbeitsgruppe "Historische Straßennamen"
Ein Großteil aller Straßen und Plätze in Städten trägt heute Namen, die auf traditionellen Gewannbezeichnungen sowie besonderen geographischen oder Naturmerkmalen gründen. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Benennungen, die aus der lokalen historischen Entwicklung der Städte und der Geschichte allgemein hervorgegangen sind. Darunter befinden sich gegebenenfalls auch solche Namen und Bezeichnungen, die in einer Verbindung zum politisch-ideologischen Einfluss der nationalsozialistischen Herrschaft im Dritten Reich stehen und die aus heutiger Sicht kritisch überprüft werden müssen. Bundesweit waren entsprechende Straßennamen in der Vergangenheit immer wieder Gegenstand von öffentlichen Kontroversen in den politischen Gremien, auch in Mainz.
Auf Grundlage eines Antrags beschloss der Mainzer Stadtrat im Sommer 2011 die Bildung einer Arbeitsgruppe, die historisch belastete Straßennamen überprüfen sollte und beauftragt wurde, den Ortsbeiräten und dem Stadtrat Vorschläge zum Umgang mit belasteten Straßen- und Platznamen zu unterbreiten. Als mögliche Lösungsvorschläge wurden unter anderem die Anbringung ergänzender Hinweise auf ehemalige Straßennamen vor der Umbenennung unter nationalsozialistischem Einfluss, die Rückkehr zu Namen vor 1933 oder die Verleihung eines neuen, historisch unbelasteten Straßennamens festgelegt.
Die Arbeitsgruppe, die mit ihrer konstituierenden Sitzung im Februar 2012 ihre Arbeit aufnahm, bestand aus den kulturpolitischen Sprecherinnen und Sprechern der im Kulturausschuss vertretenen Stadtratsfraktionen, Vertreterinnen und Vertretern des Dezernats für Bauen, Denkmalpflege und Kultur, des Stadtarchivs, der Abteilung Denkmalpflege im Bauamt und der Kulturabteilung. Als externe Sachverständige wurden zudem mehrere Mainzer Historikerinnen und Historiker hinzugezogen.
Nach vorbereitenden Recherchen der Stadtverwaltung wurden für die Arbeit der Arbeitsgruppe 148 nach Personen benannte Straßen ermittelt, deren Namensgebung überprüft werden sollte und die gegebenenfalls für eine Umbenennung in Frage kommen könnten. Diese Liste wurde anhand der Besprechungen und Abstimmungen innerhalb der Arbeitsgruppe nach und nach um jene Benennungen reduziert, die eindeutig nicht mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden können.
Als erster kritischer Fall wurde auf Empfehlung der Arbeitsgruppe und per Beschluss des Stadtrates 2012 die nach dem Nervenarzt und bekennendem NSDAP-Mitglied Walther Poppelreuter benannte Poppelreuterstraße in der Mainzer Oberstadt umbenannt, die als neuen Namen "Im Sommergarten" erhielt.
Der Abschlussbericht der Arbeitsgruppe „Historische Straßennamen“ wurde im Februar 2020 dem Kulturausschuss und dem Stadtrat zur Kenntnisnahme vorgelegt.