Invasive Arten
Welche gibt es in Rheinland-Pfalz
Die meisten Tiere und Pflanzen, die in unserer Umgebung leben, sind sogenannte einheimische Arten, die hier natürlicherweise vorkommen. Durch den Eingriff des Menschen werden immer wieder gebietsfremde Pflanzen und Tiere zu uns gebracht - manchmal zufällig, manchmal auch mit Absicht. Wenn diese sich hier etablieren und ganze Ökosysteme und Lebensräume nachteilig verändern, werden sie als invasive Arten bezeichnet. Schätzungsweise sind 10 Prozent der eingebrachten Arten als invasiv anzusehen.
Die Europäische Union hat eine Liste mit invasiven Arten zusammengestellt, diese wurde in 2022 auf 88 Arten erweitert. Auf dieser Unionsliste befinden sich Arten, die mit ihrer Ausbreitung Lebensräume, einheimische Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können.
Warum ist das problematisch?
In Europa sind es insbesondere Säugetiere, Fische, Insekten und Pflanzen, die zu invasiven Arten geworden sind. Sie vermehren sich, breiten sich aus und können einheimische Arten gefährden. Invasive Arten können z. B. in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen zu einheimischen Arten treten und diese verdrängen, Krankheiten übertragen oder durch Kreuzung mit einheimischen Arten den Genpool verändern. Einige invasive Arten gefährden zudem unsere Gesundheit, denn sie führen zu Allergien und Hauterkrankungen. Für die Wirtschaft in der Europäischen Union gehen die geschätzten Schäden Jahr für Jahr in die Milliarden.
Angesichts der prognostizierten Klimaerwärmung ist sogar noch mit einer verstärkten Ausbreitung gebietsfremder Arten und damit einem erhöhten Risiko durch invasive Arten zu rechnen. Sind sie einmal etabliert, können sie nur schwer zurückgedrängt werden.
Wer ist schon hier?
In Rheinland-Pfalz kommen 29 Arten der Unionsliste vor. Das Vorkommen ist in der Regel nicht flächendeckend und bei mache Arten geht man von einem Vorhandensein aus, ohne dass diese schon konkret gesichtet wurden. Wir wollen Ihnen ein paar Arten kurz vorstellen. Eine detaillierte Liste finden Sie in der Broschüre „Invasive Arten“ in der Linkliste.
- Drüsiges Springkraut
Diese einjährige Pflanze wurde als Zierpflanze eingebracht und hat sich in ganz Rheinland-Pfalz verbreitet. Sie bildet Massenbestände entlang von Gewässern und in Feuchtgebieten und verdrängt dabei einheimische Arten. - Götterbaum
Er wurde wegen seiner Widerstandsfähigkeit gegen Immissionen eingeführt und als Straßenbaum und Begrünung von Siedlungen angepflanzt. Eine Einwanderung in naturnähere Lebensräume ist möglich. Mit seiner vegetativen Vermehrung und der Ausscheidung toxischer Substanzen verdrängt er andere Arten. - Schmalblättrige Wasserpest
Sie wurde als Aquarienpflanze und zur biologischen Reinigung von Gewässern eingeführt. Die weitere Ausbreitung erfolgt durch Verdriftung von Sprossstücken und durch Wasservögel. Durch Massenentwicklung in stehenden bis langsam fließenden Gewässern werden einheimische Pflanzen verdrängt. - Bisam
1905 wurde die Bisamratte in der Nähe von Prag gezielt freigesetzt, um das Fell zur Pelzproduktion zu nutzen. Eine weitere Ausbreitung erfolgte durch Wanderungen. Die Bisamratten erzeugen einen starken Fraßdruck auf Wasser- und Uferpflanzen sowie zeitweise auf Tiere. Die Bauten der Bisamratten verursachen Schäden an wasserbaulichen Anlagen (z.B. Dämmen). - Buchstaben-Schmuckschildkröte
Die verschiedenen Arten wurden durch den Zoohandel und von privaten Haltern eingeführt. Sie stehen in Nahrungs- und Raumkonkurrenz mit der Europäischen Sumpfschildkröte und verursachen einen starken Fraßdruck auf Amphibienlarven. - Kamberkrebs
Die ersten Tiere wurden 1890 nach Europa (Polen) eingeführt und ausgesetzt. Durch wiederholte Besatzmaßnahmen und eigenständige Wanderung haben sie sich weiter ausgebreitet. Sie können die Krebspest übertragen, die sich sehr negativ auf einheimische Krebsarten (Edel- und Steinkrebse) auswirkt.
Was kann getan werden?
Am wichtigsten ist es die Ausbreitung weiterer gebietsfremder Arten zu verhindern. Hat sich eine Art erst einmal etabliert, ist es fast nicht mehr möglich, diese wieder zu verdrängen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Waschbär, mit dessen Populationen wir heute leben müssen. Vorbeugen ist der einzige Weg so eine Ausbreitung zu verhindern.
Invasive Arten und die, die es werden könnten, müssen ständig beobachtet werden. Um frühzeitig Neuankömmlinge zu erkennen, wird derzeit ein Frühwarnsystem aufgebaut. Dabei ist auch die Mitwirkung der Öffentlichkeit hilfreich. Je mehr Beobachtungen gemacht werden, umso besser kann man abschätzen, ob und wie weit sich eine invasive Art ausbreitet und ob Gegenmaßnahmen erforderlich sind. Jeder kann somit Teil des Frühwarn- und Meldesystems werden. Den Link zum Meldeportal für invasive gebietsfremde Arten finden Sie in der untenstehenden Linkliste.
Was kann ich tun?
Da gebietsfremde Arten immer über den Menschen eingeschleppt werden, kann jeder dazu beitragen, dies zu verhindern. Im Garten- und Landschaftsbau sollten einheimische Arten genutzt werden. Seit 2020 ist dies auch verbindlich im Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Auch im eigenen Garten sollten keine invasiven Pflanzenarten ausgesät oder angepflanzt werden. Gartenabfälle dürfen prinzipiell nicht in die Natur entsorgt werden. Nutzen Sie dazu die Entsorgungsmöglichkeiten über die Biotonne oder die Wertstoff- und Recyclinghöfe. Auch in den Gartenteich gehören keine invasiven Pflanzen und Tiere. Vor allem sollten keine Tiere und Pflanzen in die Natur ausgesetzt werden.
Umwelttipp Oktober 2022