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Umwelttipp: Keine Angst vorm Heizungstausch

Das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) kurz erklärt

Fossile Energie wird aus Brennstoffen gewonnen, die in geologischer Vorzeit vor ca. 600 Millionen Jahren aus Abbauprodukten von toten Pflanzen und Tieren entstanden sind. In einem sehr kurzen Zeitraum, nämlich seit dem 18. Jahrhundert bis heute verheizen wir fossile Brennstoffe, hauptsächlich Kohle, Öl und Gas. Die dabei entstehenden Verbrennungsgase werden als Hauptursache für die Veränderungen in der Atmosphäre angesehen, die negative Auswirkungen auf unser Klima haben.

Das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) – auch Gesetz für Erneuerbares Heizen genannt – wird am 01.01.2024 in Kraft treten und verfolgt zwei Ziele: Erstens soll die Wärmewende in Deutschland schneller vorangetrieben werden, da immer noch rund drei Viertel der Heizungen mit fossilem Gas oder Öl betrieben werden. Zweitens soll Deutschland bis zum Jahr 2045 „klimaneutral“ sein. Auf das Heizen bezogen bedeutet dies, dass das Klima nicht mehr durch unsere Heizaktivitäten beeinflusst wird. Hierzu bedarf es eines Gleichgewichts zwischen Kohlenstoffemissionen und der Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in Kohlenstoffsenken (z.B. Ozeane, Wälder). Deutschland soll deshalb unabhängig von fossilen Brennstoffen werden, die insbesondere beim Heizen verbraucht werden.

Ab Januar 2024 dürfen in Neubauten innerhalb von Neubaugebieten nur noch Heizungen installiert werden, die auf 65 Prozent Erneuerbaren Energien basieren. Für bestehende Gebäude und Neubauten, die in Baulücken errichtet werden, sind längere Übergangsfristen vorgesehen. Dies soll eine bessere Abstimmung der Investitionsentscheidung auf die örtliche Wärmeplanung ermöglichen. Spätestens ab Mitte 2028 wird die Nutzung von mindestens 65 Prozent Erneuerbarer Energie für alle neuen Heizungen verbindlich.

Der Einbau einer neuen Heizung ist nicht nur eine finanzielle Investition, sondern auch eine Entscheidung für die nächsten 20 bis 30 Jahre. Um eine nachhaltige Entscheidung treffen zu können, empfiehlt es sich, sich rechtzeitig mit dem Thema Heizungstausch zu befassen. So verhindern Sie auch, eiskalt erwischt zu werden, wenn eine ältere Heizung plötzlich ausfällt und deren Reparatur nicht mehr sinnvoll ist.

Wer seine Heizung heute oder zukünftig tauschen möchte und dabei auf 65 Prozent Erneuerbare Energie umsteigt, könnte gegebenenfalls eine staatliche Förderung erhalten.

Welche alternativen Heizmöglichkeiten gibt es?

Das GEG sieht bei diesem Umstieg eine sogenannte Technologieoffenheit vor. Das heißt, bei einem Heizungseinbau oder -austausch können Hauseigentümer:innen frei unter verschiedenen Lösungen wählen:

Anschluss an ein Wärmenetz

Sofern eine klimafreundliche, kommunale Wärmeversorgung (Fernwärme) vorhanden oder in Planung ist, wird Ihr Privathaushalt über Rohrleitungen und Übergabestationen daran angeschlossen. Eine solche Wärmeversorgung kann eine große Bandbreite klimaneutraler Wärmequellen zum Heizen einsetzen, die dezentral weniger effizient oder gar nicht genutzt werden können. Letzteres gilt etwa für die direkte Nutzung von Wärme aus Tiefengeothermie sowie die Einbindung von Abwärme aus Rechenzentren oder Industrie. Verschiedene erneuerbare Wärmequellen und Technologien wie Solarthermie, Biomasse, Wärme aus Abwasser und Großwärmepumpen können in Wärmenetzen kombiniert werden, um fossile Heizkraftwerke zu ersetzen.

Elektrische Wärmepumpe

Wärmepumpen gewinnen Wärme aus der Umgebungsluft, dem Grundwasser oder dem Erdreich. Ein Kältemittel in einem Rohrsystem dient als Transportmittel und wird verdichtet. Bei Abgabe der Wärme in die Wohnräume wird das Mittel wieder entspannt. Für die Verdichtung benötigt eine elektrische Wärmepumpe Strom. Damit die Wärmepumpe effizient läuft, muss sie mit möglichst wenig Strom möglichst viel Wärme gewinnen. Je mehr Strom aus Wind- und Sonnenkraft und anderen erneuerbaren Energien künftig in den allgemeinen Strommix einfließt, desto klimafreundlicher wird jede Wärmepumpe.

Stromdirektheizung

Eine Stromdirektheizung bezieht ihre Wärme direkt aus elektrischem Strom, ohne den Einsatz von Zwischenträgern wie Wasser oder Gas. Die Heizung wandelt den elektrischen Strom in Wärme um und gibt diese dann direkt an den Raum ab, der beheizt werden soll. Sie wurde als energiesparende Alternative zu vorhandenen Nachtspeicherheizungen entwickelt. Beispiele sind Heizstrahler, Wandheizungen und Infrarotheizungen. Auch hier sollte der benötigte Strom aus erneuerbaren Energien kommen.

Hybridheizung

Bei einer Hybridheizung wird ein vorhandenes - oftmals fossiles - Heizsystem mit erneuerbaren Energien kombiniert. Es eignet sich deshalb für Altbauten. Ebenso möglich sind drei oder noch mehr Komponenten im Heizsystem, dann spricht man von einer multivalenten Heizung. Der Grundgedanke bei der Hybridheizung: Jede Heizungskomponente arbeitet immer im optimalen Bereich, also genau dann, wenn die Wärme am effizientesten erzeugt werden kann. So übernehmen zum Beispiel Wärmepumpe oder Solarthermie-Anlage in der wärmeren Jahreszeit die Regie, während die Gasheizung an kalten Wintertagen einspringt.

Heizung auf der Basis von Solarthermie

Bei der Solarthermie wird Sonnenenergie in Wärme umgewandelt. An die Solarkollektoren auf dem Dach ist ein Rohrkreislauf angeschlossen, über den die erwärmte Flüssigkeit bis zum Wärmespeicher fließt. Kaltes Wasser aus dem Rohrsystem gelangt ins Innere des Speichers und wird dort von der Thermieflüssigkeit erhitzt. Die abgekühlte Thermieflüssigkeit fließt dann zu den Kollektoren zurück, um erneut erwärmt zu werden. Dieser Wärmetausch ist einer der wichtigsten Schritte der Solarthermie. Nur so kann die gespeicherte Wärme zur Erwärmung von Trink- und Badewassers oder zur Heizungsunterstützung genutzt werden.

„H2-Ready“-Gasheizungen

H2-Ready-Heizungen bezeichnet laut GEG Gasheizungen, die auf das Heizen mit 100 Prozent Wasserstoff umrüstbar sind. Wasserstoff gilt als einer der Heizstoffe der Zukunft, denn

  • das farb- und geruchlose Gas (H2) ist nahezu unbegrenzt verfügbar,
  • mithilfe von erneuerbaren Energien kann Wasserstoff per Elektrolyse sehr emissionsarm hergestellt werden,
  • Wasserstoff lässt sich hervorragend speichern und - zum Beispiel in vorhandenen Gasnetzen – transportieren,
  • Wasserstoff verbrennt ohne klimaschädliche Emissionen.

Aktuell gibt es allerdings nur H2-Ready-Heizungen, die mit einem Volumenanteil von Wasserstoff von bis zu 20% umgehen können. Es bleibt abzuwarten, ob Wasserstoff für Heizzwecke eine reine Nischenanwendung bleibt, weil es nur regional begrenzt zur Verfügung steht.

Für bestehende Gebäude sind weitere Optionen vorgesehen: Biomasseheizung, Gasheizung, die nachweislich erneuerbare Gase nutzt – mindestens zu 65 Prozent Biomethan, biogenes Flüssiggas oder Wasserstoff.

Wer hilft mir weiter im Heizungsdschungel?

Im neuen Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung finden Sie auch den Heizungswegweiser, der Ihnen als Entscheidungshilfe für die Wahl bei der Heizungsumstellung helfen soll. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bewirbt aktuell die Aktion „Heizung mit Zukunft“. Hier werden Ihnen alternative Heizungssysteme für Ihr Gebäude im direkten Vergleich mit allen Gesamtkosten vorgeschlagen. Die Energieberater ermitteln für Sie die konkreten Anschaffungs- und Betriebskosten unterschiedlicher Heizungssysteme und zeigen, wie schnell sich eine Neuanschaffung rechnet. Für den Heizungstausch und bei Inanspruchnahme von Förderprogrammen des Bundes können Sie sich zudem von Energieeffizienz-Experten beraten lassen. Bevor man individuelle Lösungen sucht, ist es sinnvoll, sich darüber zu informieren, wie die kommunale Wärmeplanung am Wohnort aussieht. Für Mainz gibt es bereits einen Wärmemasterplan. Alle Links dazu finden Sie am Ende des Artikels unter Weitere Informationen.

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Umweltladen
Mainzer Umweltladen
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55116 Mainz
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Jeder 1. Samstag im Monat: 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr

Erreichbarkeit

Haltestellen / ÖPNV

Haltestelle Münsterplatz:
Linien: 6, 50, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 60, 62, 63, 64, 65, 78,
80, 81, 90, 91, 653, 654, 660