Food for Thought: Feministische Gerechtigkeit jenseits von Vergeltung
Öffentlicher Impulsvortrag im Rahmen der Food for Thought-Lunch Lectures, die an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz von der Stabsstelle Gleichstellung und Diversität organisiert werden. Interessierte sind herzlich willkommen. Thema der Reihe im Wintersemester 2024/25: „Gewalt | Geschlecht| (ge)Recht“ * * * Feministische Gerechtigkeit jenseits von Vergeltung Dr.in Liza Mattutat Bis heute vertrauen viele Menschen auf die abschreckende Wirkung von Strafen. Auch feministische Gruppen und Institutionen fordern mitunter höhere Strafen für sexuelle Übergriffe oder die Einführung neuer Straftatbestände z.B. für Catcalling. Sie gehen davon aus, dass vergeltende Maßnahmen sinnvolle Mittel im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt sind. Dieser Annahme widersprechen (strafrechts-)abolitionistische Feminist*innen. Geschlechtsspezifische Gewalt gründet ihnen zufolge in struktureller Ungerechtigkeit und struktureller Ungerechtigkeit kann prinzipiell nicht mit strafrechtlichen Mitteln beigekommen werden kann. Denn die vergeltende Gerechtigkeit des Strafrechts individualisiert Schuld und kann nur auf isolierte Taten reagieren.
Gesellschaftliche Strukturen liegen außerhalb des Arbeitsbereichs des Strafrechts. Strafrechtskritische Feminist*innen entwickeln deshalb alternative Begriffe von Gerechtigkeit, die auf die Widergutmachung der Verletzung des Opfers (Restorative Justice) und/oder die Veränderung gesellschaftlicher Strukturen zielen, die geschlechtsspezifische Gewalt ermöglichen (Transformative Justice). Im Vortrag sollen einige dieser Perspektiven auf Gerechtigkeit vorgestellt und zur Diskussion gestellt werden. Liza Mattutat ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Kulturwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg. Seit 2021 arbeitet sie als Postdoc im Graduiertenkolleg "Kulturen der Kritik", in dessen Rahmen sie zwischen 2016 bis 2019 bereits promovierte. Ihre Dissertation erschien 2022 als "Emanzipation und Gewalt. Feministische Rechtskritik mit Karl Marx, Jacques Derrida und Gilles Deleuze" bei J.B. Metzler. Von 2015-2016 war Liza Mattutat Mitglied der Nachwuchsforschungsgruppe "Jenseits einer Politik des Strafens", die an der Uni Kassel das retributive Straf- und Gefängnissystem problematisierte und alternative Perspektiven auf Gerechtigkeit erforschte. Ihre Forschungsinteressen liegen in feministischer Theorie, Rechtsphilosophie und K/kritischer Theorie.
Hinweis
Der Vortrag findet hybrid (auf dem Campus + online) statt.
Um eine Anmeldung wird gebeten, Link siehe unten.
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