Miozän
Galeriewälder säumten die Ufer. Im Hinterland lag eine offene Waldlandschaft.
23 MILLIONEN JAHRE – 5,3 MILLIONEN JAHRE
Der Ur-Rhein floss in einem breiten Tal. Das Wasser strömte mit geringer Geschwindigkeit in mehreren Flussrinnen, die von Sandbänken und kleinen Inseln durchzogen waren. Die Pflanzenwelt glich bereits unserer heutigen Flora. Die Tierwelt war dagegen exotisch und fremdartig. Entlang der Flussufer lebten unter anderem Nashörner, Tapire und Waldantilopen. Besonders eindrucksvoll war der Hauerelefant Deinotherium giganteum. Sein Name bedeutet „riesiges Schreckenstier“. Weltweit war das Klima wärmer als heute, aber es war ein Abkühlungsprozess im Gange. Die Temperatur lag am Ende des Miozän etwa bei heutigen Werten.
DER HAUERELEFANT DEINOTHERIUM GIGANTEUM
Eines der imposantesten Tiere seiner Zeit war Deinotherium giganteum. Aufgrund der Form der im Unterkiefer
sitzenden, nach hinten gebogenen Stoßzähne werden die Tiere auch als Hauerelefanten bezeichnet. Mit unseren heutigen Elefanten sind sie nur entfernt verwandt. Muskelansatzstellen am Schädel zeigen, dass Hauerelefanten einen Rüssel hatten. Es ist
jedoch umstritten, wie lang dieser war. Sicher ist nur, dass die Tiere mit der Rüsselspitze den Boden erreichen mussten, um trinken zu können. Wozu die
charakteristischen Stoßzähne benutzt wurden, ist ungewiss. Die Ursprünge der Deinotherien liegen in Afrika. Von dort aus wanderten sie
nach Asien und Europa ein. Im Laufe der Zeit entwickelten sich immer größere Arten. Durch die Größenzunahme konnten die Tiere auch das Laub hoher
Äste erreichen. Und als Beute waren erwachsene Hauerelefanten selbst für die Top-Räuber eine Nummer zu groß. Die letzten europäischen Arten starben vor ca. 3,5 Millionen Jahren aus. Grund könnte eine Klimaveränderung gewesen sein. Die globale Abkühlung verursachte die Ausbreitung von Steppen und stärkere jahreszeitliche Schwankungen. Womöglich standen die benötigten großen Futtermengen dadurch nicht mehr ganzjährig zur Verfügung.
Am Beispiel des Hauerelefanten zeigt sich, dass Wissenschaft ein fortlaufender Prozess ist. Bei der Erstbeschreibung des bis dahin unbekannten Tieres im Jahr 1828 lagen nur einzelne Zähne und Kieferbruchstücke vor. Sie wurden irrtümlich so kombiniert, dass die Stoßzähne nach oben zeigten. Erst mit dem Fund eines intakten Unterkiefers wurde dieser Irrtum korrigiert. Auch über den Körperbau konnte aufgrund spärlicher Fossilfunde nur spekuliert werden.
DER BÄRENHUND
Agnotherien waren große Raubtiere, die vor rund 10-11 Millionen Jahren in Europa und Afrika lebten. Sie waren hochspezialisierte Fleischfresser und gehörten zu den Top-Jägern am Ur-Rhein. Ausgewachsene Tiere erreichten ein Körpergewicht von mindestens 270 kg. Vom Körperbau ähnelten sie heutigen Bären, waren aber hochbeiniger und liefen wie Hunde auf den Zehenspitzen, statt auf der Fußsohle. Der Kopf ähnelte dem eines Hundes. Schrecken des Auwalds Unter den Bärenhunden war Agnotherium ein besonders schneller und wendiger Läufer, wahrscheinlich aber nicht besonders ausdauernd. Es handelte sich vermutlich um einen Lauerjäger, der die Beute aus dem Hinterhalt angriff.
Jagdkollegen
Bärenhunde teilten sich den Lebensraum mit den etwas kleineren und schlankeren Säbelzahnkatzen. Die Säbelzahnkatze Machairodus aphanistus erreichte die Größe heutiger Löwen und besaß lange obere Eckzähne, die seitlich abgeflacht waren. Ob die agilen Tiere die Zähne nutzten, um mit einem gezielten Biss Kehle und Hauptschlagader ihrer Beute zu durchtrennen, oder ob sie damit die derbe Haut erlegter Beute aufschlitzten, bleibt Spekulation. Daneben gab es allerhand weitere Fleischfresser, wie Marder, Otter, Katzenbären, Hyänen und Bären. Besonders wertvoll sind jedoch die Fossilien der kleinen unscheinbaren Jäger. Zu ihnen gehören Insektenfresser, wie Spitzmäuse und Maulwürfe. Der Nachweis ihrer winzigen, sehr fragilen Knochen ist eine absolute Rarität.